Was ist Cognition Care?

Leichte kognitive Beeinträchtigungen (MCI) sind ein bekanntes Problem, das bei einer wachsenden Zahl älterer Menschen das tägliche Leben erschwert. Das Verpassen von Terminen oder das Vernachlässigen von Alltagsroutinen (z. B. Reparaturen, Kochen) können erste Anzeichen für kognitive Beeinträchtigungen sein. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für MCI, aber es gibt auch andere Komorbiditäten (z. B. Depressionen, Schilddrüsenfunktionsstörungen), die das tägliche Leben älterer Menschen beeinträchtigen. Allgemeinmediziner:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Identifizierung von Patient:innen mit MCI und tragen dazu bei, die Früherkennung von MCI und mögliche (zukünftige) Interventionen (z. B. medizinische Entscheidungen) zu beschleunigen.

Ziele von Cognition Care 


Cognition Care versucht, die Frühdiagnose der leichten kognitiven Beeinträchtigung MCI in der Primärversorgung älterer Erwachsener zu verbessern, da diese aufgrund uneinheitlicher Screeningverfahren und unzureichender Kenntnisse der Hausärzt:innen unterdiagnostiziert ist. Folglich soll ein strukturierter Algorithmus, zur Verbesserung der Früherkennung kognitiver Beeinträchtigungen bei Patient:innen die über Gedächtnisbeschwerden berichten, getestet werden. Hierfür erhält ein Teil der Hausärzt:innen eine Schulung bezüglich der Durchführung standardisierter neuropsychologischer Kurztests sowie deren Auswertung. Daneben sollen die Hausärzt:innen bekannte Standardroutinen durchführen (z.B. Blut abnehmen). Durch den Vergleich von "bislang üblicher Routine" und einem strukturierten Ansatz (hier: "Cognition Care") soll untersucht werden, ob sich dadurch Menschen mit MCI "leichter" identifizieren lassen. Insgesamt werden n=32 Hausärzt:innen einbezogen, um MCI bei Patient:innen mit Verdacht auf anhaltende kognitive Beeinträchtigung über einen Zeitraum von 12 Monaten zu erkennen.

Die Studie vergleicht drei Ansätze (siehe Schaubild): 

Erstens: "übliche Routine" (der/die Hausarzt/-ärztin macht das, was bei einem Routinebesuch gemacht wird, wenn Patient:innen mit subjektiven Gedächtnisbeschwerden kommen).

Zweitens: Die Hausärzt:innen werden darin geschult, einen kurzen psychometrischen Test ("Gedächtnistest") zu beurteilen und zu lesen (auszuwerten) - in unserem Fall handelt es sich um einen anerkannten Test: das Montreal Cognitive Assessment (MoCA).

Drittens: Zusätzliche Einbindung des MoCA plus - ein Patient:innenselbsttest-Tool (das so genannte: Xpresso).

Die Grundidee besteht darin, herauszufinden, ob die drei Ansätze genauere MCI-Diagnosen liefern. Dieser Prozess könnte dazu beitragen, dass ältere Erwachsene mit kognitiven Beeinträchtigungen früher erkannt und so schnell wie möglich an eine "Gedächtnisambulanz" überwiesen werden. Alle drei Monate werden die Daten, über den gesamten Zeitraum der Erhebung, vom Zentrum für kognitive Störungen (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) erhoben und überwacht. Es wird erwartet, dass die Verwendung eines strukturierten Algorithmus zu einer besseren Unterscheidung zwischen MCI und leichter Demenz, innerhalb eines bestimmten Zeitraums, beiträgt. Darüber hinaus werden verifizierte Patient:innen rechtzeitig zur weiteren Diagnostik in die Gedächtnisklinik überwiesen, wo auch die klinischen Daten erhoben werden.

Abschließend ist es geplant alle teilnehmenden Zentren, in eine kurze Umfrage bezüglich der Umsetzung, einzubinden.  

Schulungsvideos zu MCI

Besuchen Sie uns auf unserem ZKS YouTube Kanal. Hier können Sie sich infromative Videos zu verschieden Aspekten der Demenz ansehen. Beim Erstellen dieser Videos wurde insbesondere darauf geachtet, dass sie kurz und verständlich sind.

Zum Thema Leben mit Demenz: 

Leben mit Demenz (youtube.com)(link is external)

Zum Thema Demenzdiagnostik:

Die Diagnose einer Demenz (youtube.com)(link is external)

Unterlagen MoCA

Allgemeines

Der MoCA1 wurde als ein schnell durchzuführendes Screeninginstrument, für das erkennen von leichten kognitiven Einbußen, entwickelt (Sensitivität 84%, Spezifität: 74%2). Er berücksichtigt dabei unterschiedliche kognitive Bereiche: Aufmerksamkeit und Konzentration, Exekutivfunktionen, Gedächtnis, Sprache, visuokonstruktive Fähigkeiten, konzeptuelles Denken, Rechnen und Orientierung. Daneben liegen Parallelversionen des Screeningverfahrens vor und der Test kann in verschiedenen Sprachen, einschließlich Instruktionen, über das Internet herunter geladen werden. Der zeitliche Rahmen der Durchführung beträgt ungefähr 10 min. Dadurch ist der Test nicht nur zeitökonomisch sondern auch patientenfreundlich zu verstehen.   Insgesamt können 30 Punkte erreicht werden, ein Ergebnis von ≥ 26 Punkten wird als normal betrachtet.


Referenzen

1Nasreddine ZS, Phillips NA, Bédirian V, Charbonneau S, Whitehead V, Collin I, Cummings JL, Chertkow H (2005) The Montreal Cognitive Assessment (MoCA): a brief screening tool For mild cognitive impairment. In: J Am Geriatr Soc 53:695–699

2De Roeck EE, De Deyn PP, Dierckx E, Engelborghs S (2019). Brief cognitive screening instruments for early detection of Alzheimer´s disease: a systematic review. In: Alzheimer´s Research & Therapy; 11:21:1-14


Unterlagen XpressO 

Allgemeines

Der XpressO ist ein kurzes "Assessment", das der Patient innerhalb von 7min. selbst auf einem Tablet bzw. Smartphone durchführen kann. Unmittelbar nach der Durchführung erhält der Patient eine kurze Rückmeldung (anhand einer Farbskala) über den persönlichen derzeitigen kognitiven Status.  


Referenzen

Das Ampelsystem gibt einen Hinweis auf den derzeitigen Grad der Störung:

Rot: Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass eine kognitive Störung vorliegt (MoCA ≤ 23/30)

Gelb: Leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass eine kognitive Störung vorliegt (MoCA 24-26/30)

Grün: Herzlichen Glückwunsch! Ihre kognitiven Fähigkeiten weisen derzeit keine Störungen auf (MoCA ≥25/30)

Unterlagen HADS & Überweisungsbogen

Die HADS ist eine für die klinische Praxis konzipierte Selbstberichtsskala zur Erfassung von depressiven sowie Angstsymptomen. Anhand von 14 Items (je 7 für jeden Bereich) werden Aspekte einer depressiven sowie Angstsymptomatik erfasst. Die HADS zeichnet sich durch hohe Ökonomie, Anwenderfreundlichkeit und Akzeptanz von Seiten des Befragten aus, weshalb sie sich als klinisches Standardverfahren etabliert hat. Aufgrund des hohen Informationsgewinns (zwei Symptom- /Störungsfelder) in kurzer Zeit (Bearbeitungszeit unter 3 Minuten) erfreut sich die HADS auch in klinischen Studien großer Beliebtheit.


Referenzen

Zigmond AS, Snaith RP. The hospital anxiety and depression scale. Acta Psychiatrica Scandinavica 1983; 67:361-­370

Snaith RP, Zigmond AS. The hospital anxiety and depression scale. BMJ 1986; 292:34

Herrmann C, Buss U. Vorstellung und Validierung einer deutschen Version der "Hospital Anxiety and Depression Scale" (HAD-­Skala); ein Fragebogen zur Erfassung des psychischen Befindens bei Patienten mit körperlichen Beschwerden. Diagnostica 1994; 40:143-­154

Herrmann-­Lingen C, Buss U, Snaith RP. Hospital Anxiety and Depression Scale - Deutsche Version.
Deutsche Adaptation der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) von RP Snaith und AS
Zigmond. 3. Auflage. Bern, 2011: Verlag Hans Huber

Projektverantwortliche


Prof. Dr. Timo Grimmer,

Lucas Wolski M.Sc.,

Vildan Dogan, M.Sc., 

Dr. med. Ann-Kathrin Schwientek (extern)